Für uns ist Waldsieversdorf eine "zweite Heimat" geworden, ein Ort, an dem wir auch vieles anders machen als "Zuhause", an dem die Kleinfamilienstrukturen verschwimmen, das Gemeinsame eine Verschiebung mancher Privatheiten bedingt, unsere Kinder andere Freiheiten und Grenzen ausloten und wir natürlich einen ganz anderen Zugang zu Raum und Natur finden, den wir so in der Stadt nicht haben.
Wir haben uns zusammengesetzt und überlegt, welche weiteren Inhalte mit diesem Begriff zusammenhängen und werden in den nächsten Monaten ganz verschiedene Schwerpunkte setzen zu denen es jeweils Filme, Gespräche, Begegnungen und Workshops geben wird.
Wichtig ist uns dabei auch den Ort und die Menschen aus Waldsieversdorf einzubeziehen und auf diese Weise nicht nur unser Haus zu öffnen, sondern auch von euch mehr zu erfahren über unser Wahl-Exil und seine Geschichte. Daher werden wir uns bemühen, bei den Veranstaltungen auch immer wieder verschiedene Persönlichkeiten aus dem Ort und der Umgebung einzubinden.
Für das erste Wochenende, welches am 17. und 18. Januar stattfindet, haben wir uns das Thema "Lebensformen" ausgesucht. Was bedeutet es eigentlich zusammen zu leben - als Paar, als Familie, als Gemeinschaft, als Gesellschaft?

Das Programm
SAMSTAG, 17.01.2015
17:00 Uhr - Gemeinsames Kochen
"Heimat" - das hat auch viel damit zu tun, was regional und saisonal an Lebensmitteln überhaupt verfügbar ist. Aus diesen natürlichen Einschränkungen sind erst die lokalen Rezepte und Essgewohnheiten entstanden. Aber sind wir mal ehrlich - wer von uns weiß eigentlich noch, was man aus Kohl und Wurzelgemüse leckeres zubereitet? Für diesen Abend werden wir ausschließlich mit derzeit verfügbarem, in der Region angebautem Gemüse vom Hof Apfeltraum in Eggersdorf kochen. Wir freuen uns über jeden Gast, der Lust hat sein Rezeptewissen oder auch bloß seine Neugier und Schnippelkraft einzubringen. Das Ergebnis bildet dann die kulinarische Grundlage für den Filmabend.
Hof Apfeltraum
19:00 Uhr - Essen & Filmabend
Wir freuen uns sehr "Freiland" (Deutschland, 2014) von Moritz Laube zu zeigen. Moritz Laube wird anwesend sein und nach dem Film gerne Fragen beantworten.
Inhalt:
Niels Deboos (Aljoscha Stadelmann) hat die Schnauze voll. Eurobonds, Bankenrettung, Staatsbankrott, Korruption und Kapitalismus - das ganze Elend geht Niels gehörig gegen den Strich. Er beschließt, der Bundesrepublik Deutschland den Rücken zu kehren. Allerdings ohne das Land zu verlassen. Vom Untergangs-Propheten Christian Darré (Matthias Bundschuh) unterstützt, gelingt es ihm, seinen zunächst verrückt anmutenden Plan in die Tat umzusetzen. Mit einer Handvoll Verbündeter gründet er vor den Toren Berlins einen eigenen Staat. Mit eigenen Ministern, eigenem Radio und fragwürdigen Ideen zur Bekämpfung des demographischen Wandels.
Die sich selbstverwaltende Kommune bleibt nicht lange unbemerkt. Neben Druck und Ärger von außen brodelt es allerdings auch in den eigenen Reihen. Der Showdown bringt Krawall. Und einen überraschenden Durchbruch.
Freiland - Der Film zur Lage der Nation
SONNTAG, 18.01.2014
13:00 Uhr - Ausgewählte Dokumentarfilme zu verschiedenen Lebensentwürfen
Wir haben ein kleines Programm zusammengestellt und werden drei Dokumentationen präsentieren, die sich mit folgenden Schwerpunkten beschäftigen: Wie lebt man eigentlich autark? Wie gründet man ein Dorf? Was ist aus einer der ältesten Kommunen der Hippieewegung geworden?
15:00 Uhr - Textvorstellung "Das konvivialistische Manifest - Für eine neue Kunst des Zusammenlebens"
Als letzten Programmpunkt werfen wir noch einen Blick in die erst kürzlich auf deutsch erschienene Schrift der französischen "Convivialistes":
"Eine andere Welt ist nicht nur möglich, sie ist auch absolut notwendig. Die globalen Probleme des Klimawandels, der Armut, sozialen Ungleichheit oder der Finanzkrise erfordern ein Umdenken und veränderte Formen des Zusammenlebens. Viele Bewegungen, Initiativen und Gruppierungen suchen aktuell schon nach alternativen Wegen.
Ihnen allen gemeinsam ist das Streben nach einer neuen Kunst, miteinander zu leben (con-vivere). Konvivialismus bedeutet das Ausloten von Möglichkeiten, wie jenseits der Wachstumsgesellschaft ein Zusammenleben möglich sein kann, wie Sozialität, Konflikt und Individualität aufeinander bezogen werden und wie ökologisch und sozial nachhaltige Formen demokratischen Lebens ausschauen können. Eine neue politische Philosophie erscheint daher dringend geboten, und das weltweit diskutierte Manifest renommierter Autoren stellt als Minimalforderung klar: Eine solche neue Philosophie und Kunst des Zusammenlebens muss den Primat des Ökonomischen brechen und sich auf eine gemeinsame Menschheit und auf den Wert der Individualität zugleich berufen."
Der gesamte Text steht hier zum Gratis-Download zur Verfügung.
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